
Mittwoch, 1. November 2017, 19. 30 Uhr
Kunst und Textiles
Der Ursprung der textilen Kunst geht bis ins 15. Jahrhundert zurück, wo die Tradition der Wandbehänge insbesondere im burgundischen Reich eine Hochblüte erlebte. Noch über lange Zeit wurde textiles Schaffen belächelt, als Frauendomäne betrachtet und mit dem Begriff «kunstgewerblich» etikettiert — selbst dann, als es sich nicht mehr um reine Gebrauchs- und Auftragskunst, sondern um freie künstlerische Arbeiten handelte. Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner — er in kongenialer Zusammenarbeit mit der Wollweberin Lise Gujer — oder der Arte-Povera Künstler Alighiero Boetti liessen sich ihre Entwürfe in Webereien und Wirkereien umsetzen. Zu einem herausragenden Beispiel der Moderne gehört der Wandteppich im Rathaus Zürich, der nach fünfjähriger Arbeit unter der Leitung der international bekannten Zürcher Künstlerin Lissy Funk-Düssel 1945 fertiggestellt wurde. Längst hat sich das textile Schaffen aus den Fängen des Traditionellen gelöst. Neue Verfahren, Materialien und Texturen sind hinzugekommen, die dritte Dimension wurde erobert. In der Diskussion wird die Bedeutung des Textilen in der Kunst erkundet mit der Fragestellung, ob die Abgrenzung zum Kunsthandwerk noch Gültigkeit hat und wo Überschneidungen zu anderen Kunstformen bestehen.
Gäste: Esther Armrein, Künstlerin, Baden; Ursula Gerber, Objektkünstlerin, Männedorf; Susanna Kumschick, Co-Leiterin und Kuratorin, Gewerbemuseum, Winterthur; Ficht Tanner, Stickereikünstler und Musiker, Trogen
Organisation und Moderation: Lucia Angela Cavegn, Kunsthistorikerin, Winterthur
Barbetrieb und Kunsthalle Late Night: 19 Uhr bis 23 Uhr
Eintritt frei/Kollekte